Neulich habe ich Abends vorm Computer gesessen. Endlich wieder. Nach dreimonatiger Abstinenz durch unseren Umzug. Nur mal kurz – so dachte ich.
Klick auf Dorfromantik.
Die Tatsache, dass ich erst um 3.30 Uhr wieder auf die Uhr geschaut und dann vor Schreck den Rechner ausgemacht habe, hat mich dazu bewogen eine kleine Vorstellung von Dorfromantik zu schreiben. Das Spiel hat es einfach verdient, weil es so viele Dinge richtig macht.
Zur Einstimmung gibt’s hier den Early Acces Launch Teaser:
Entwickler & Publisher: Toukana Interactive
Webseite: https://toukana.com/dorfromantik/
Erhältlich auf: Steam und GoG für Windows PC
Worum geht’s im Spiel?
Dorfromantik ist ein Karten-Legespiel mit dem denkbar einfachsten Spielprinzip der Welt. Man legt sechseckige Kärtchen nebeneinander. Das Ganze möglichst so, dass die darauf abgebildeten Landschaften an den Kanten zusammenpassen. Mehr nicht. Kriegt jedes Kind hin. Sieht traumhaft schön aus und wird untermalt von einer Soundkulisse, die mit jedem Ton Entspannung verspricht und liefert.
Stimmen die Kanten beim Legen überein, macht es freundlich „Pling“ und der Punktestand wandert nach oben.
Die Herausforderung besteht nun darin, den Vorrat an Karten nicht enden zu lassen und das geht leider manchmal schneller als einem lieb ist. Der Stapel der zur Verfügung stehenden Karten ist nämlich begrenzt und neue gibt es nur, wenn man entweder an alle Kanten einer Karte perfekt anlegt oder eine der vielen Quests erfüllt.
Wenn dann doch einmal die letzte Karte gelegt ist, ist das Spiel vorbei. Der persönliche Highscore und Platz in der weltweiten (Steam-) Rangliste zeigt, wie gut ihr gespielt habt und hinterlässt die quälende Frage „geht da noch mehr?“.
Natürlich! Also auf zur nächsten Runde!

Suchtspirale mit 6 Kanten
Für ein Kärtchen den passenden Ort zu finden, es zu drehen und schließlich zu legen ist fast meditativ. Das liegt nicht nur an der Optik und dem wunderschönen, sehr dezenten Sound. Es ist auch das Ergebnis des sehr ruhigen Ablaufs, den man im Prinzip mit puzzeln vergleichen kann. Nur, dass in Dorfromantik das Bild nicht vorgegeben ist.
Gleichzeitig winkt quasi durch die Hintertür die Möglichkeit, das Legen der Kärtchen zu optimieren um möglichst lange im Spiel zu bleiben.
Schwubbs beginnt sich die Suchtspirale zu drehen! Ständig ist man auf der Suche nach dem passenden Teil. Warum kommt das nie? Ist es sinnvoller erst die Aufgabe fertig zu machen oder doch die viel zu lange offene Lücke endlich zu schließen? Aber habe ich dann noch genug Karten? Ständig wirft einen das Spiel in einen Konflikt um die beste Verwendung eines Kärtchens.
Grob gesagt, kann man Dorfromantik auf zwei Arten spielen. Entweder man baut hübsch nach den eigenen Vorstellungen. Oder man unterwirft sich dem Highscore und richtet das Legen der Kärtchen danach aus. Da das eine dem anderen ziemlich unversöhnlich gegenüber steht, waren die Entwickler so freundlich und haben dem Spiel auch einen Kreativmodus spendiert, in dem man sich ohne Kartendruck seine eigenen Landschaften gestalten kann.
Der eigentliche Spagat, den das Spiel im normalen Modus vollführt, ist aber noch ein anderer und der ist ziemlich gelungen. Sobald man das Legen der Teile vom Highscore abhängig macht, ist man im eigenen Gestaltungswillen ziemlich eingeschränkt. Da die auf den Teilen befindlichen Landschaften aber so hübsch gestaltet sind, so gut zueinander passen und auch die Farbwahl der verschiedenen Biome abwechlungsreiche Kontexte setzt, ist selbst eine nach Punkten durchoptimierte Welt noch hübsch anzusehen.

Für zwischendurch und auch für lange Abende
Dorfromantik eignet sich sowohl für kurze Spielsessions als auch für die langen Spieleabende. Wobei es eher eine Frage der Selbstdisziplin ist, ob man das Spiel „nur mal kurz“ spielen kann. Der Einstieg ins Spiel ist super einfach und selbst eine vor Wochen angefangene Partie kann in wenigen Minuten fortgesetzt werden, ohne dass man sich vorher stundenlang einarbeiten muss.
Die gelungene Spielmechanik sorgt dafür, dass das „nur noch eine Runde“-Prinzip nahtlos in „nur noch ein Kärtchen“ umgemünzt wird. Die Jagd nach dem Highscore oder der nächsten Herausforderung lässt euch ziemlich schnell die Zeit vergessen. Pro-Tipp: Stellt euch unbedingt den Wecker, wenn ihr noch was wichtiges vorhabt!
Dabei halten euch besonders die Herausforderungen eine Karotte vor die Nase. Manchmal tauchen am Horizont im Nebel liegende Felder auf. Baut man sich dicht genug heran, lüftet sich der Schleier und eine spezielle Quest erscheint. Wird diese erfüllt, erhält man die üblichen Questpunkte und eine Herausforderung wird freigeschaltet. Für jede dann absolvierte Herausforderung winken der Neid eurer Freunde und neue Teile oder grafische Erweiterungen der Spielwelt, wie zum Beispiel die süßen Tschuff-Tschuff-Eisenbahnen!

Fazit: Entspannend und Fordernd zugleich
Dorfromantik ist eine kleine geschliffene Perle in der Spielelandschaft mit großer Strahlkraft.
Man merkt dem Spiel an, dass sehr viel Zeit in die Konzeption und das Balancing der motivierenden Kern-Spielmechanik geflossen ist. Diese Mühe hat sich gelohnt. Alles wirkt rund und aus einem Guss. Die Spielmechanik funktioniert ohne Brüche und motiviert auch noch nach dem hundertsten Versuch und endlosen Stunden. Die grafische Gestaltung ist liebevoll, ansprechend und aufgeräumt. Das Menü ist aufs Wesentliche reduziert – ohne jeglichen Schnickschnack. Tipps bekommt man genau dann, wenn man sie braucht.
Alles in allem ist Dorfromantik damit aus meiner Sicht ein absolut zu empfehlendes Meisterwerk der deutschen Indieszene. Einfach zu lernen aber hart zu meistern.
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt und euch das Spielprinzip gefällt, könnt ihr getrost darüber hinwegsehen, dass sich das Spiel nachwievor im Early-Access befindet (Stand: März 2022). Ich spiele das Spiel seit Early-Access-Release im März 2021 und konnte bis heute keine Bugs entdecken.
+++ Update: Dorfromantik ist ab dem 28.04.2022 als Vollversion verfügbar. +++
Das Team von Toukana arbeitet kontinuierlich an weiteren Verbesserungen und ich kann Ihnen dabei nur viel Erfolg wünschen! Mich hat das Spiel in der Tasche. Ich hoffe euch nun auch!
In diesem Sinne – viel Spaß beim Tüfteln!
– Euer CrossingBorders
Hat euch der Artikel gefallen? Möchtet ihr noch mehr über Dorfromantik wissen? Kommt gerne auf meinen Discord Server (Kanal #dorfromantik) und stellt mir eure Fragen. Ich freue mich auf euch!
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